
So gelingt der Neustart in den Wechseljahren: Selbstbestimmt und stark
Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit - das ist nur die halbe Wahrheit über die Wechseljahre. In Wirklichkeit steckt in ihnen eine enorme Chance: Loslassen, wachsen, in die eigene Stärke treten. Gaby von Madeyski, Hormoncoach und Ernährungsexpertin, erklärt, wie du diese Phase als Aufbruch erleben kannst.
Wenn Frauen über die Wechseljahre sprechen, klingt es oft nach Abschied: vom jungen Körper, von Fruchtbarkeit, von Vitalität. In unserer Gesellschaft wird diese Lebensphase noch immer zu oft mit Verlust, Beschwerden und Einschränkungen gleichgesetzt. Doch was, wenn wir die Perspektive verändern? Die Wechseljahre sind kein Ende, sondern ein Übergang - ein tiefgreifender Wandlungsprozess, der ebenso herausfordernd wie bereichernd sein kann. So wie die Pubertät den Beginn einer neuen Lebensphase markiert, können auch die Wechseljahre eine Zeit der Neuorientierung, der Kraft und der Selbstentfaltung sein.
Der medizinische Blick: Was im Körper geschieht
Medizinisch betrachtet bezeichnet die Menopause den Zeitpunkt der letzten Regelblutung. Die Jahre davor (Perimenopause) und danach (Postmenopause) sind von einer Umstellung im Hormonhaushalt geprägt. Vor allem Östrogen- und Progesteronspiegel sinken, was zahlreiche Veränderungen mit sich bringen kann:
- Unregelmäßiger Zyklus
- Hitzewallungen und Nachtschweiß
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Veränderungen von Haut, Haaren und Schleimhäuten
- Gewichtszunahme oder Veränderungen im Stoffwechsel
Wichtig ist: Nicht jede Frau erlebt die Wechseljahre gleich. Manche haben deutliche Symptome, andere nur sehr milde. Entscheidend ist, den eigenen Körper bewusst wahrzunehmen und passende Wege zu finden, um sich in dieser Zeit wohlzufühlen.
Mehr als Hormone: Ein ganzheitlicher Blick
Die Wechseljahre (Umbruchphase) betreffen weit mehr als den Hormonhaushalt. Sie sind ein ganzheitlicher Prozess, der Körper, Geist und Seele gleichermaßen berührt.
- Körperlich: Bewegung, Ernährung und Schlaf spielen eine Schlüsselrolle. Mit gezieltem Training lässt sich Muskelkraft aufbauen, Knochengesundheit erhalten und der Stoffwechsel stabilisieren. Eine ausgewogene Ernährung - reich an pflanzlichen Eiweißen, Gemüse, guten Fetten und Mikronährstoffen - unterstützt den Organismus.
- Emotional: Viele Frauen erleben die Wechseljahre als Zeit der inneren Neuorientierung. Kinder ziehen vielleicht aus, berufliche Rollen verändern sich, Partnerschaften wollen neu definiert werden. Diese Umbrüche können zunächst verunsichern, sind aber auch Chancen für mehr Selbstbestimmung.
- Spirituell: Mit der Lebenserfahrung wächst oft ein tieferes Bewusstsein für die eigene Kraft, für Sinnfragen und für das, was wirklich zählt.
So betrachtet werden die Wechseljahre zum Start in eine neue Lebensphase - voller Möglichkeiten, Ballast loszulassen und sich selbst neu zu definieren.
Ganzheitliche Begleitung: Ressourcen nutzen
Um diese Zeit gut zu gestalten, können Frauen auf verschiedene Ansätze zurückgreifen:
- Medizinische Unterstützung: Therapeutische Beratung ist wichtig, um individuell passende Optionen zu finden - von bioidentischer oder,in Ausnahmefällen, klassischer Hormonersatztherapie bis zu sanften, pflanzlichen Präparaten wie Yamswurzel, Maca, Traubensilberkerze oder Mönchspfeffer.
- Ernährung: Phytoöstrogene aus Lebensmitteln wie Leinsamen oder Soja können den Körper sanft unterstützen. Eine entzündungsarme Ernährung und ausreichend Proteine, individuell ausgewählte Mikronährstoffe wie Vitamin D und Magnesium stärken Knochen, Muskeln und Nerven.
- Bewegung: Krafttraining ist in dieser Phase nicht verhandelbar. Es schützt vor Osteoporose und damit Gebrechlichkeit im Alter. Ausdauersport stärkt Herz und Kreislauf, Yoga oder Pilates fördern die Balance und Entspannung
- Stressmanagement: Achtsamkeit, Meditation, Atemübungen oder spezielle Coachings helfen, innere Ruhe und Klarheit zu entwickeln. Auch zielgerichtete Nahrungsergänzung kann hier unterstützend wirken.
Gesellschaft neu denken
Frauen in dieser Lebensphase verfügen über enorme Ressourcen - Lebenserfahrung, Souveränität, Gelassenheit, Führungsqualitäten. Statt den Fokus auf Defizite zu legen, sollten wir anerkennen, welches Potenzial hier liegt - für Familie, Beruf und Gesellschaft.
Wenn wir Wechseljahre neu denken, entsteht ein Bild von Stärke, Reife und Klarheit. Es ist die Zeit, in der viele Frauen sich und ihre Stimme neu entdecken und selbstbewusst für sich einstehen.
Fazit
Die Wechseljahre sind kein Makel, keine Krankheit und kein Abstieg. Sie sind eine Übergangszeit, die Mut macht, Altes loszulassen und Neues zu beginnen. Wer Körper, Seele und Geist ganzheitlich begleitet, kann diese Phase nicht nur leichter bewältigen, sondern auch als eine kraftvolle, bereichernde Lebenszeit erfahren.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir die Wechseljahre nicht länger als „Verlust“ sehen - sondern als Einladung, in die eigene Stärke zu treten.