WAS IST TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN UND WIE WIRKT SIE?
Akupunktur, Qigong und Taiji – alles bekannte Begriffe. Doch hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, wo diese eigentlich herkommen? Es handelt sich dabei um Elemente der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Doch was ist TCM eigentlich genau und wie wirkt sie? Wir haben das Thema für Dich genauer unter die Lupe genommen und geben in diesem Artikel die Antwort auf die Frage, wie Dich die Traditionelle Chinesische Medizin im Alltag unterstützen kann. Außerdem gehen wir auf die Vorteile und Risiken der TCM ein und klären was Yin und Yang damit zu tun haben.
Inhalt
Was ist Traditionelle Chinesische Medizin?
Die Traditionelle Chinesische Medizin (kurz: TCM) gehört zu den alternativen Heilmethoden und wird häufig als Ergänzung zur Schulmedizin eingesetzt. Sie ist eine ganzheitliche Heilkunde, die aus unterschiedlichen Behandlungsmethoden besteht, die häufig in Kombination angewendet werden.
Yin und Yang
Das Hauptziel von TCM-Behandlungen ist die Erhaltung oder Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts, das aus Yin und Yang besteht. Ein Ungleichgewicht dieser beiden Pole führt dazu, dass das Qi, also die Lebensenergie nicht mehr frei fließen kann. Das führt zu Krankheiten.
Yin und Yang stellen in der TCM die unterschiedlichen Prinzipien des Lebens dar – Licht und Schatten. Während Yin für Ruhe und Kälte steht verkörpert Yang Dynamik und Hitze. Diese beiden Pole sollen in einem ausgewogenen Wechselspiel miteinander interagieren, sodass das Qi in Fluss gehalten wird.
Anwendungsgebiete der TCM
Sowohl bei chronischen Krankheiten und Schmerzen als auch bei akuten Symptomen findet die Traditionelle Chinesische Medizin Einsatz. Ein paar Beispiele für solche Krankheiten und Störung sind die folgenden:
- Asthma
- Erkältung
- Nasennebenhöhlenentzündung
- Bindehautentzündung
- Hautkrankheiten
- Verdauungsbeschwerden
- Gelenkschmerzen
- Bluthochdruck
- Tinnitus
- Hörsturz
- Psychische Beschwerden
- Schlafstörungen
Methoden – Die 5 Säulen der TCM
Akupunktur und Moxibustion
Eine der wohl bekanntesten Behandlungsformen der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Akupunktur. Hierbei werden Symptome und Krankheiten mit Hilfe von Stimulation bestimmter Punkte durch Nadeln behandelt. So soll die Lebensenergie Qi beeinflusst und wieder in Harmonie gebracht werden. Die durch die Behandlung hervorgerufene Ausschüttung von Endorphinen, Kortison und entzündungshemmenden Substanzen soll zudem das Immunsystem unterstützen.
Die Moxibustion verläuft ähnlich: Die Akupunkturpunkte werden hier allerdings durch Wärme stimuliert, indem getrocknetes Beifußkraut direkt auf der Haut angezündet wird. Nach der Behandlung bleibt eine kleine Brandblase auf der Haut zurück. Heutzutage wird dieser Prozess durch den Einsatz von Moxazigarren und Moxakugeln vereinfacht. Die Kugeln werden auf Akupunkturnadeln gesteckt, die dann die Wärmeenergie in den Körper leiten.
Arzneimitteltherapie
Die Chinesische Arzneimitteltherapie (CAT) ist der Pharmakologie des Westens sehr ähnlich. Bei den Arzneimitteln handelt es sich also um hochwirksame Medikamente aus Pflanzenbestandteilen wie Wurzeln, Rinden und Blättern.
Chinesische Arzneimittel haben bestimmte Charakteristika, die sich aus folgenden Elementen zusammensetzen:
- Der Geschmacksrichtung der Arznei: süß, sauer, salzig, scharf, bitter, neutral, aromatisch oder adstringierend
- Der Leitbahn auf der sie wirkt
- Ihrer Temperatur: kalt oder heiß
Die Geschmacksrichtungen sind nicht nur über Mund und Nase wahrnehmbar sondern wirken auf das vegetative System des Körpers. Während Scharfes zum Beispiel die Haut öffnet (und zu vermehrtem Schwitzen führt), trocknet Salziges eher aus. Bei Erkältungskrankheiten spielt die Temperatur der Arznei eine große Rolle – hier sollte man zu heißen Arzneien greifen, da diese lindernd wirken.
Da die CAT mitunter stark wirksame Medikamente beinhaltet, sollte während der Einnahme regelmäßig das Blut sowie die Funktion der Organe kontrolliert werden. Außerdem sollte auf die Herkunft der Arzneimittel geachtet werden, um Verunreinigungen auszuschließen.
Koordinationsübungen (Qigong und Taiji)
Qigong und Taiji sind Koordinationsübungen, die den Körper reinigen und stärken, das Qi lenken und kultivieren, beruhigen und Spannungen lösen sollen. Außerdem sollen sie gesamte TCM-Behandlung unterstützen. Es handelt sich hierbei um spezielle Bewegungsabläufe sowie Konzentrations- und Atemübungen. Sie sollen die bewusste Verbindung von Bewegung, Atem und Vorstellungskraft stärken.
In einer festgelegten Reihenfolge werden hier Leitbahnen und Reflexpunkte gedehnt und gleichzeitig die Atmung gelenkt. Währenddessen sollen sich die Praktizierenden auf bestimmte Atemzielpunkte konzentrieren und bestimmte Körperregionen verstärkt wahrnehmen. Das Ziel ist die Regulation der Organfunktionen durch das Nervensystem.
Massage (Tuina)
Durch Kneten, Greifen, Streichen und Klopfen werden bei der Tuina, einer manuellen Massagetherapie, Reize gesetzt. Auf diese Weise sollen Energieblockaden gelöst und das Qi sowie die Blutzirkulation angeregt werden.
Ernährungslehre
Die Ernährung spielt in der TCM eine tragende Rolle, denn durch sie kann der Patient selbst zu seiner Genesung beitragen. Laut Traditioneller Chinesischer Medizin hat jedes Nahrungsmittel eine energetische Heilwirkung.
Verantwortlich für die Wirkung des Lebensmittels sind
- die Geschmacksrichtungen,
- der Geruch,
- die Farbe,
- die Temperatur
- und die Konsistenz.
So stimulieren die verschiedenen Geschmacksrichtungen zum Beispiel verschiedene Organe:
- Bitteres -> Herz
- Saures -> Leber
- Scharfes -> Lunge
- Salziges -> Nieren
- Süßes -> Milz und Bauchspeicheldrüse
Und auch durch die Zubereitung kann die Heilwirkung eines Nahrungsmittels beeinflusst werden: gedünstetes Gemüse ist zum Beispiel weniger wärmend als ein im Ofen gebackenes.
Laut TCM sollten vor allem Gemüse- und Obstsorten verzehrt werden, die zu der jeweiligen Jahreszeit geerntet werden. Außerdem sollte jede Mahlzeit in Ruhe und ohne Ablenkung genossen werden.
Die Organuhr
In der TCM wird der Mensch als Einheit von Körper, Geist und Seele betrachtet. Damit dieses System harmonisch funktioniert, durchströmt die Lebensenergie Qi den Körper in unsichtbaren Energiebahnen. Diese werden auch als Meridiane bezeichnet. Es gibt ganze zwölf Hauptmeridiane, die jeweils einem Organ zugeordnet und miteinander verknüpft sind.
Während eines Tages fließt das Qi für jeweils zwei Stunden durch jeden Meridian. Das bedeutet, dass jede Tageszeit einem bestimmten Meridian, sprich Organ zugeordnet ist. Die Organuhr veranschaulicht dieses System.

Dieser Kreislauf wiederholt sich jeden Tag aufs Neue und kann Aufschluss über mögliche Krankheiten geben: Fühlst Du Dich beispielsweise immer zur gleichen Zeit unwohl oder hast Schmerzen, kann ein Blick auf die Organuhr helfen.
Falls ein Muster zu erkennen ist und Du eine mögliche Blockade in einem der Hauptmeridiane beobachtet hast, können Änderungen in der Lebensführung, gezielte Körperübungen (Qigong oder Taiji) sowie Heilkräuter oder Akupunkturbehandlungen helfen.
Zwölf Stunden nach der Hochphase eines Meridians (also gegenüberliegend auf der Organuhr) sollte das jeweilige Organ möglichst geschont werden. So solltest Du beispielsweise zwischen 19 und 21 Uhr schwere Mahlzeiten vermeiden, da das die Ruhezeit des Magenmeridians ist.
Vorteile der TCM
Einer der zentralen Vorteile der Traditionellen Chinesischen Medizin ist ihr Fokus auf die Natur. Es wird fast ausschließlich auf die Kraft von Arzneimitteln natürlichen Ursprungs zurückgegriffen.
Positiv in der TCM ist auch die ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Organismus. Es werden nicht, wie häufig in der Schulmedizin Symptome bekämpft sondern dem Ursprung des Problems auf den Grund gegangen und dabei Körper, Geist und Seele betrachtet.
Gefahren und Risiken der TCM
Die Behandlung schwerer oder chronischer Krankheiten sollte stets durch TCM-Experten erfolgen. Die Traditionelle Chinesische Medizin kann zwar sehr gut selbstständig angewandt werden, dennoch sollte für die richtige Kombination der Behandlungsmethode immer ein entsprechend ausgebildeter Therapeut zu Rate gezogen werden.
Außerdem kann es möglicherweise zu allergischen Reaktionen auf Heilpflanzen oder chinesische Nahrungsmittel kommen. Ansonsten ist die TCM ähnliche wie der Ayurveda aber relativ risikoarm.